Deutsche Altpfadfinder in der Frühgeschichte der IFOFSAG
        
 
Nur wenigen Leuten dürfte bekannt sein, dass die Kontakte deutscher Altpfadfinder zu IFOFSAG nicht erst mit der Gründung unseres Verbandes im Oktober 1967 beginnen.
 
Die bereits 1934 in Dänemark gegründete Altpfadfinderbewegung verbreitete sich nach 1945 schnell auch in anderen Ländern.
 
Nach entsprechenden Vorgesprächen mit den Weltverbänden der Pfadfinderinnen und Pfadfinder wurde am 25. Oktober 1953 in Luzern von 18 Nationalen Altpfadfinderverbänden die
 
" INTERNATIONAL FELLOWSHIP OF FORMER SCOUTS AND GUIDES (IFOFSAG)" gegründet. Bei dieser Gründung war auch ein Beobachter des Ringes Deutscher Pfadfinderbünde dabei: Kurt Kießlich aus München, 1946 -1967 Auslandsbeauftragter der CP und 1953 auch turnusgemäß International Commissioner des Ringes. Kießlich konnte damals trotz positiver Berichterstattung über Arbeit und Ziele der neuen Gildenbewegung die maßgeblichen Leute in seinem Bund und im Ring leider nicht von der Notwendigkeit einer deutschen Altpfadfinderbewegung überzeugen. Die beiden konfessionellen Bünde CP und DPSG bauten gerade in Anlehnung an die jeweiligen Kirchen ihre eigenen Älterengemeinschaften auf und so ist ihre Ablehnung sicher zu verstehen.
 
Umso unverständlicher erscheint uns heute die negative Haltung des BDP. Als interkonfessioneller Jungenbund hatte er lediglich in seinen Feldmeistern einen kleinen Anteil erwachsener Mitglieder, der weitgehend in den Landesmarken und Stämmen wirkte. Der BDP hätte die ideellen, praktischen und finanziellen Hilfen eines größeren Erwachsenenkreises durchaus gebrauchen können. Die Ablehnung war sicher in der betont jungenschaftlichen Einstellung des Kreises um den Bundesfeldmeister Kajus Roller begründet.
 
Trotzdem gab es damals durchaus Männer, die vorausschauend für eine Gildenbewegung in der Bundesrepublik eintraten. Zu ihnen gehörte Kurt Eichhorn (Eiku) aus Lenste (Kreis Oldenburg/ Holst.). Seit 1933 war er in der CP, ab 1953 im BDP und 1955 wurde er Landesfeldmeister von Schleswig-Holstein. Eiku legte Anfang Februar 1958 Kajus Roller eine Studie zur Gildenarbeit unter dem Titel „Nur Jungenbund – Ja? – Nein? vor.
 
Diese Empfehlung wurde von der Bundesführung des BDP ignoriert. Trotz der Ablehnung im BDP gründeten sieben ältere Mitglieder des Stammes „Lettow-Vorbeck“ in Cismar, Ostholstein, eine Pfadfinder-gilde gleichen Namens. In der Gründungsurkunde vom 25. Februar 1958 wird der Leitspruch BP’s „ Einmal Pfadfinder - Immer Pfadfinder!“ genannt und ein Anschluss an die Central-Branch der BP -Scout Guild in England angestrebt. Der Weltrat der IFOFSAG hatte inzwischen auf seiner Tagung während des Jubiläums-Jamborees 1957 in Sutton Cold Field die Gründung einer solchen Zentralgilde zur Sammlung einzelner Altpfadfinder in Ländern ohne nationalen Altpfadfinderverband beschlossen. Eiku wurde 1963 während eines Englandaufenthaltes Mitglied der Central Branch. Im Rundschreiben Nr. 55 dieser Gilde wird er als eines von mehreren neuen Mitgliedern genannt. Col. John S. Wilson (Belgien) schreibt am 9. März 1964 an Eiku, „dass weder Anzeichen noch Wünsche des Ringes Deutscher Pfadfinder bestünden, eine nationale Organisation der Altpfadfinder und Altpfadfinderinnen anzunehmen. Mit Schreiben vom 20. August 1965 unterrichtet Col. Wilson - seit 1959 Ehrenpräsident der IFOFSAG – Eiku, dass er den Sekretär der Central Branch Mr. John R. Monnet angewiesen habe, „Euch alle als Gruppe zu registrieren.“ Im Rundschreiben Nr. 65 der Central Branch in der BP -Scout Guild vom September 1965 wird die erste deutsche Gilde im Weltverband willkommen geheißen. Col. Wilson schreibt am 2. Februar 1966 dazu: „I wish the guild every success and express the hope, that it will serve as an example on other former scouts in Germany.“
 
In der österreichischen Zeitschrift “DER GILDENWEG“ Nr. 2/1966 ist in diesem Zusammenhang folgende Mitteilung zu lesen: “In allen Staaten ohne Gildenbewegung können ehemalige Pfadfinder und Pfadfinderinnen einzeln der Zentralgilde beitreten. Derzeit
gibt es 80 derartiger Gildenfreunde, die örtlich weit verstreut leben. Zwei Gruppen bestehen in Panama, eine in Georgia (USA), eine in Vancouver (Canada) und seit kurzem eine in Deutschland.“ Dieser Text ist eine Übersetzung von Roger Kerber, Wien, (Internationaler Sekretär des VAPGÖ) aus dem „FELLOWSHIP BULLETIN“ der IFOFSAG.
 
Im März 1966 erhielten 8 Mitglieder der Gilde „Lettow-Vorbeck“ ihre Abzeichen und Ausweise.
 
Inzwischen verbreitete sich der Gildengedanke auch in Deutschland weiter. Im BDP gab es schon länger bestehende Älterenkreise, die Gilde Falkenhorst (seit 1950), die Gilde “Dülken“ (seit 1954) und die Gilde „Düsseldorf“ ( seit 1965), aus ehemaligen DPBern die Gilde „Burgund“. 1961 bis 1964 gehörte Rolf Oehring (Krefeld) als Bundesbeauftragter Altpfadfinder der Bundesführung des BDP an. In der Älterenzeitschrift „BRIEFE“ des BDP tauchten erste Berichte über Altpfadfinder auf.
 
Am 20. Oktober 1967 gründeten Vertreter von 12 Altpfadfindergilden der Bundesrepublik in Koblenz den „Verband Deutscher Altpfadfindergilden e.V. (VDAPG). Die Gilde „Lettow-Vorbeck“ fand leider nicht den Weg zum Verband, sie war uns nicht bekannt.
 
Im Zusammenhang mit Kurt Eichhorns 40jährigem Pfadfinderjubiläum im November 1968 weist das Rundschreiben Nr. 84 der Central Branch in der BP-Scout Guild noch einmal auf diese erste deutsche, inter-national anerkannte Gilde hin.
 
Ab 1966 hatten die Initiatoren des VDAPG auf internationalen Altpfadfindertreffen Gelegenheit zum Gedankenaustausch mit maßgeblichen Personen der IFOFSAG. So zum Beispiel mit der Generalsekretärin der IFOFSAG und mit Col. Wilson. In keinem persönlichen Gespräch wurde die bei der IFOFSAG registrierte deutsche Gilde erwähnt.
 
Die Gilde „Lettow-Vorbeck“ besteht nicht mehr. Ihr „Motor“ Kurt Eichhorn, jetzt wohnhaft in Egestorf / Nordheide, trat 1976 in die Zentralgilde ein. Er organisierte auch nach 30 Jahren am 25./ 26. Oktober in Egestorf ein Jubiläumstreffen der ehemaligen Gilde.
 
Der Artikel erschien in „Die Gilde“ 1/86 und stammt aus der Feder von westmann. Er ist unwesentlich verändert.
 
Charly Finke